Valse triste - Jean Sibelius

Jean Sibelius (1865-1957)

Valse triste, op. 44 Nr. 1 (1903/04)

Ja, es ist genau so wie der Name sagt: traurig. Sehr traurig sogar. Jean Sibelius war ohnehin bekannt
als der „grüblerische Finne“ und mit diesem Werk setzte er sich wohl, wenn auch unfreiwillig, als
solcher ein Denkmal für alle Zeiten. Der „Valse triste“ ist im Jahr 1904 entstanden als Teil des
Dramas seines Schwagers Arvid Järnefeldt mit dem Namen „Kuolema“ – zu deutsch: der Tod.
Sibelius komponierte sechs Stücke dafür, wovon vier in Järnefeldts Drama Einzug hielten und der
traurige Walzer sich zu einem eigenständigen Konzertstück weiterentwickelte.

Der durchgehend mit Dämpfer gespielte Tanz untermalt im ersten Akt des Spiels die Szene mit dem
Held der Geschichte Paavali, der am Totenbett seiner Mutter einschläft. Während seines Schlafs
erwacht die Mutter, erhebt sich vom Bett und beginnt zum Pizzicato der Streicher langsam zu
tanzen, schwelgt dann in der fließenden Melodie der Geigen, Flöten und Klarinetten, bis sie
erschöpft zusammenbricht (Generalpause). Sie nimmt ihre letzte Kraft zusammen, steht noch
einmal auf und sieht schließlich den Tod auf der Schwelle ihrer Tür stehen –musikalisch umgesetzt
durch anschwellende Dynamik und einen dramatischen Klangteppich. Der Walzer endet nach einer
weiteren Generalpause ganz leise und solistisch, wie eine flüchtige Erinnerung…