Die Unvollendete - Franz Schubert

Franz Schubert (1797-1828)

Sinfonie in h-moll („Die Unvollendete“)

Bis heute gehen die Meinungen auseinander, ob die „Unvollendete“ wirklich unvollendet ist oder
nicht. Die Annahme, Franz Schubert habe dieses Werk nicht zu Ende gebracht, gründet wohl
hauptsächlich auf dem Vorhandensein von lediglich zwei Sätzen statt der damals üblichen vier.
Dabei gibt es Fragmente eines dritten Satzes in Form eines Scherzos. Während der Arbeit an der
Sinfonie kam vermutlich ein anderer Auftrag dazwischen, so dass sie zunächst in der Schublade
verschwand.

Doch zu weiteren Spekulationen wollen auch wir uns nicht hinreißen lassen – was zählt, ist die
Musik!

Der erste Satz (Allegro moderato) der Sinfonie in h-moll beginnt mit leisen, ja düsteren Tönen der
tiefen Streicher. Erst der Einsatz der Flöte hellt die Stimmung auf, wenn auch nur ein wenig. Wir
werden sodann beim Zuhören in ein dramatisches Wechselspiel aus extrem an- und wieder
abschwellenden Streicherläufen, explodierenden Fortissimi und mitreißenden Melodien der Bläser
hineingezogen. Der fast fünfzehn Minuten lange Satz bleibt bis zum Schluss dramatisch und
kurzweilig, dem Publikum wird keine Erholungspause gegönnt. Von den Orchestermusikern gar
nicht zu sprechen!

Im zweiten Satz (Andante con moto) erleben wir lieblichere, fantasiereichere Melodien. Aber die
punktuelle Dramatik, die, wie schon im ersten Satz, in schnellen Läufen ihren Ausdruck findet,
bleibt uns auch hier nicht erspart.

Die sehr erfolgreiche Uraufführung erfolgte erst 37 Jahre nach Schuberts Tod, also im Jahr 1865, in
zwei Sätzen - eine späte und nur allzu verdiente Ehrung für den genialen Komponisten mit dem
unsteten Lebenswandel.